Alles verändern – Revolution statt Klimawandel: Anarchistisches Barrio auf dem Klimacamp im Rheinland

Die Zerstörung der Lebensgrundlagen und der menschengemachte Klimawandel sind wohl eine der größten Bedrohungen in der menschlichen Geschichte. Wie die gesellschaftlichen Auswirkungen aussehen werden, ist nicht vollständig absehbar, lässt sich aber an Katastrophen überall auf der Welt erahnen. Die Infrastruktur bricht zusammen, Menschen sterben durch Überflutungen, Schlammlawinen, Stürme, Krankheiten und Hunger und die ohnehin schon schlechten materiellen Lebensbedingungen Vieler unter kapitalistischer, staatlicher und sonstiger Herrschaft verschlechtern sich weiter. Für viele Menschen auf der Welt ist der Klimawandel bereits eine lebensbedrohliche Realität.

Eure Anführer*innen werden Euch nicht retten

Seit Jahrzehnten sind die Ursachen der menschengemachten Erderwärmung bekannt und die Anführer*innen der Welt diskutieren darüber, sie zu beseitigen. Passiert ist bisher nichts, die Menge von ausgestoßenen Treibhausgasen ist in den letzten 20 Jahren fast durchgängig gestiegen. Dass durch die Klimaverhandlungen nichts erreicht wird, liegt nicht an der Unfähigkeit der Verhandelnden, sondern dass diese den Zwängen des kapitalistischen Systems unterliegen.

Selbst wenn sie es wollten, sie befinden sich im permanenten Wettbewerb mit den Anführer*innen anderen Staaten und müssen die Interessen ihrer Wirtschaft schützen.

Jedes Land ist z.B. darauf angewiesen, dass seine Wirtschaft wächst, um seine Stabilität zu gewährleisten. Dass überhaupt Länder/Staaten als mögliche Kontrolleur*innen des Kapitalismus angesehen werden, folgt einer falschen Logik. Der Staat schafft und schützt erst Eigentum, welches eine der Grundlagen der kapitalistischen Wirtschaft ist. Er bekämpft auch aktiv die Klimabewegung, was sich an zahlreichen Polizeieinsätzen und Strafverfahren zeigt. Widerstand gegen die Zerstörung unser Lebensbasis muss sich also gegen den Kapitalismus und den Staat richten mit dem Ziel, beide zu beseitigen. Aber auch dies reicht Anarchist*innen nicht aus.

Unser Ziel ist nicht nur eine Verhinderung einer Katastrophe, sondern ein selbstbestimmtes Leben nach unseren Bedürfnissen und dies für alle Menschen. Daher müssen wir alle Herrschafts- und Unterdrückungsformen (z.B. auch Sexismus¹, Heteronormartivität, Rassismus, Ageismus²,…) angreifen. Solange ein Individuum unterdrückt wird, ist kein anderes frei.

Das Unmögliche versuchen, um das noch Unmöglichere zu erreichen

Das anarchistische Barrio soll deshalb ein Ort sein, an dem wir uns als Individuen begegnen, uns von unseren Unterdrückungserfahrungen und dem Widerstand dagegen erzählen können, um gemeinsam Kompliz*innen zu werden. Ein Ort für alle, die das Verhandeln satt haben, für alle, deren Selbstbestimmung nicht verhandelbar sein soll.

Bereiten wir uns darauf vor, das Unmögliche zu versuchen, um das noch Unmöglichere zu erreichen. Für ein Ende des Braunkohleabbaus im Rheinland, für ein Ende aller Herrschaft!

¹ Diskriminierung aufgrund des vermeitlichen „Geschlecht“

² Diskriminierung aufgrund des Alters

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Im Nachfolgenden findet ihr das Programm des Veranstaltungszeltes im anarchistischen Barrio. Da sich einzelnen Veranstaltungen noch verschieben können, achtet bitte vor Ort auf weitere Infos. Wenn ihr selber noch eine Veranstaltung anbieten wollt oder Fragen habt, sprecht bitte die Menschen beim Infostand im Infozelt oder beim Barrioplenum an.

20.08.

10.00 Uhr: Emma Goldman – die gefährlichste Frau Amerikas. (Anarchistisches Kollektiv Köln)

Überblick des Lebens der Anarchistin zur Jahrhundertwende.

21.08.

10.00 Uhr: Anarchistisches Organisierungstreffen für Rhein/Ruhr Gebiet (Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr)

Offenes Treffen für alle Menschen, die sich im Ruhrgebiet/Rheinland anarchistisch organisieren wollen.

22.08.

10.00 Uhr: Direct Action Workshop (Anarchistisches Kollektiv Köln)

Auch außerhalb einer Demonstration ist es möglich, politische Inhalte in die Welt zu tragen.
Wir möchten euch eine Einführung geben, wie ihr mit anderen Menschen zusammen Direkte Aktionen durchführen könnt.
Da es sehr viele Aktionsformen gibt und wir nicht entscheiden wollen, welche besser, oder schlechter sind, möchten wir euch die gängigsten Aktionsformen darstellen. Wir werden euch zeigen, wie das Material dafür hergestellt wird und ein paar wesentlichsten Dinge zur Durchführung einer Direkten Aktion sagen.

20.30 Uhr: Twark Main liest aus seinem Gedichtband Umbrüche (Twark Main)

Unsere Welt wandelt sich jeden Tag. Auch wenn die Mauer des Bestehenden uneinreißbar scheinen, so zeigen sich doch Risse. Manchmal klein, manchmal größer. Um diese Brüche und Umbrüche in unserer Welt geht es. Twark Main wird aus seinem ersten Gedichtband „Umbrüche“ und anderen teils unveröffentlichten Texten lesen.

23.08

10.00 Uhr: Vortrag: Herrschaftsinstitution Hochschule – Wie die Uni uns unterdrückt (schwarze Ruhr-Uni)

“Universitäten gelten als Orte an denen frei gelernt und geforscht wird.
Meistens wird der Eindruck erweckt, jede*r könne sich frei entfalten und habe die gleichen Chancen zur Selbstverwirklichung.
Dabei sind alle Menschen an der Uni Unterdrückung ausgesetzt und die Hochschule spielt eine wichtige Rolle beim Erhalt von Herrschaft – egal ob durch Prüfungszwang, Zulassungsbeschränkungen oder prekäre Arbeitsbedingungen. Kritisches Denken wird oft nur in dem Maße geduldet, wie es die Herrschaftsinstrumente und Hierarchien im System Uni nicht gefährdet.
Leben, lernen und Arbeit auf dem Campus sind geprägt von Konkurrenz, Wettbewerb und Leistungsdruck. Die Unterdrückungsmechanismen erstrecken sich über alle Fachrichtungen und gehen weit über Lehre und Forschung hinaus. Wie sehen diese Formen der Unterdrückung also konkret aus? Wie unterscheiden sich die Zwänge die auf Student*innen, „Hilfskräfte“, wissenschaftliche Miarbeiter*innen, Professor*innen oder „nichtwissenschaftliche“ Mitarbeiter*innen einwirken? Und wie können wir gemeinsam gegen die uns betreffenden Herrschaft Widerstand leisten, um die Institution Uni zu überwinden?”

10.00 Uhr: Workshop: Verschiedene Wege zur Anarchie? – Ein Überblick zu einigen anarchistischen Strömungen (Anarchistisches Kollektiv Köln) (in einem anderen Zelt)

Unsere Gesellschaft befindet sich im Zustand der “Dauerkrise” und doch ist die anarchistische Szene gespaltener denn je. Wird die Forderung nach einem gemeinsamen Handlungskonzept immer wichtiger? Oder liegt gerade in der Vielfalt der Vorstellungen die stärke des Anarchismus?
Wir wollen mit euch gemeinsam erarbeiten was für Ideen und Theorien es zur gesellschaftlichen Umgestaltung innerhalb des Anarchismus gab und welche für uns heutzutage relevant sind. Dazu fokussieren wir uns einerseits auf Konzepte, die sich aus dem Anarchokollektivismus entwickelt haben und andererseits auf die individualanarchistischen und insurrektionalistischen Vortellungen.
Uns ist es wichtig, dass möglichst jede interessierte Person an diesem Workshop teilnehmen kann. Daher werden wir erst eine kurze Einführung zu grundlegenden Begriffen und Ideen des Anarchismus geben. Daraufhin möchten wir uns in einer Gruppenarbeitsphase mit ausgewählten Texte einflussreicher Theoretiker*innen verschiedener Strömungen auseinandersetzen. Hier wird es auch eine englische Option geben, sodass hoffentlich insgesamt auch Menschen am Workshop teilnehmen können, die sich in der deutschen Sprache nicht sicher fühlen.
In der dritten Phase möchten wir wichtige Begriffe der Strömungen sammeln und so allen einen Überblick vermitteln, um dann abschließend über aktuelle Perspektiven zu disskutieren.

Wir freuen uns darauf uns mit euch zusammen überall dies Gedanken zu machen, denn unserer Meinung nach sollte “die Gegenwart … an die Zukunft keine Fragen stellen, sondern Forderungen!” (Erich Mühsam).

24.08

10.00 Uhr Vortrag: Jenseits von Staat und Kapital – Anarchismus: Eine Einführung (Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr)

Wenn du etwas Beliebiges verändern könntest, was wäre es? Würdest du für den Rest deines Lebens Urlaub machen? Dafür sorgen, dass fossile Brennstoffe aufhören Klimawandel zu verursachen? Dir ethisch vertretbare Banken und Politiker_innen wünschen? Jedenfalls wäre sicherlich nichts unrealistischer, als alles so zu belassen wie es ist, und andere Resultate zu erwarten.

In unseren privaten finanziellen und emotionalen Kämpfen spiegeln sich globale Unruhen und Katastrophen wider. Wir könnten all unsere Zeit darauf verwenden, ein Feuer nach dem anderen zu löschen, aber sie haben alle die selbe Ursache. Stückweise zu reformieren wird nichts in Ordnung bringen: Wir müssen alles, entsprechend einer anderen Logik, überdenken.

25.08.

TTIP-eine ungekürzte Kapitalismuskritik

TTIP ist in vieler Munde:
Die Regierungsparteien stellen es als Investition und Arbeitswunder dar, auch die Opposition ist in Teilen nicht abgeneigt.
Verschwörungstheoretiker*innen sind prinzipiell dagegen; weil USA, Pegida und Co befürchten wie immer den Untergang des Abendlandes, selbst Donald Trump Wettert dagegen.
Doch was bedeutet TTIP in der Konsequenz für Linke, abgesehen von der grundlegenden Ablehnung des Kapitalismus?
Es geht um die Auswirkungen von TTIP und Ceta auf verschiedene Bereiche wie Lebensmittelstandards, Arbeitssicherheut und Gewerkschaftsrecht.
Außerdem wird ein Einblick in das System von Schiedsgerichten gegeben und aufgezeigt, wie auch Deutschland versucht, Freihandelsabkommen durchzuboxen.

26.08.

10.00 Uhr: Offene Diskussionsrunde zu libertärer/antiautoritärer Beteiligung am Flächenkonzept 2017

Im Sommer 2017 sollen im Rheinland die bisher größten Braunkohleproteste stattfinden – als Flächenkonzept mehrerer Akteure, angelehnt an den Castor. Wie wir uns als libertäres Spektrum der Klimabewegung einbringen können, wollen wir in diesem Workshop diskutieren und planen. Können wir einen eigenen Akteur neben Ende-Gelände auf die Beine stellen? Der Workshop dient als Vorbereitung zur Bewegungskonferenz im Oktober.

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