Warum radikale Bildungskurse?
Wir wollen eine vollkommen andere Welt schaffen, in der jede*r über sich selbst bestimmt: Dafür braucht es aber bestimmtes Wissen und die Fähigkeit, sich dieses ohne Zwang anzueignen. Staatliche und kapitalistische Schulen, Universitäten und Ausbildungsorte trainieren uns diese durch ihre Hierarchien, Vorgaben, Prüfungen und Noten ab. Anstelle eines Angebotes aus dem wir frei wählen, geben uns Autoritäten wie das Bildungsministerium, Lehrer*innen und Dozent*innen vor, was wir lernen sollen.
Dies dient der Kontrolle unseres Wissens, z.B. ist die Geschichte der anarchistischen Bewegung und deren Erfolge vielen unbekannt. Auch praktisches Wissen, bespielsweise wie Nahrung angebaut oder verarbeitet wird, fehlt uns, so werden wir in zentralen Teilen des Lebens abhängig von hierarchischen Institutionen gehalten.
Wenn wir also eine Welt ohne Kapitalismus, Staat, Patriarchat und jede andere Herrschaft anstreben, müssen wir aus unserer eigenen Geschichte lernen und uns praktisch die Fähigkeiten aneignen, die uns selbst über unsere Leben bestimmen lassen. Deshalb organisieren wir dieses Wintersemester Kurse zum selbstbestimmten Lernen. Diese sind offen für alle Menschen, ob sie an der Ruhr-Uni studieren oder nicht. Eine Auflistung der Kurse findet sich im Nachfolgenden. Falls euch ein Thema fehlt und ihr mithelfen wollt, etwas zu organisieren, dann meldet euch bei uns.
Lasst uns mit neugierigen Lernen beginnen
und die Welt radikal verändern!
Zweite Juni Woche: Tomaten Im Garten, Produktion in der Revolution – Selbstorganisierte Nahrungsmittelversorgung
In den aktuellen und kommende ökologischen und gesellschaftlichen Katastrophen, sollten wir uns keinesfalls auf den Staat verlassen, wenn es um unsere Versorgung geht: Wer ohne jeden Grund überlegt Supermärkte zu schließen und den Zugang zu Nahrungsmitteln für Menschen mit wenig Geld zu erschweren, wird bereit sein in Situationen, wo es wirkliche Versorgungskrisen gibt, einen Großteil der Menschen im Stich zu lassen. Und dies Krisen stehen. aufgrund von Klimawandel und Umweltzerstörung, vor der Tür.
Unsere Ernährung wird vom Kapitalismus und dem Staat kontrolliert. Deren Eliten werden in den anstehenden Krisen gezwungen sein entweder ihre Ressourcen abzugeben oder durch Kontrolle und Verknappung hauptsächlich Güter für sich selbst produzieren zu lassen. Bereits jetzt ist es so, dass viele Menschen insbesondere global von hochwertigen Lebensmittel ausgeschlossen sind und auch dieser Trend wird sich wahrscheinlich noch verstecken.
Zentrale Motive der Nahrungsmittelproduktion/Verteilung sind Profit und Kontrolle über unser Leben. Der Gewinnzwang und der damit verbundene Einsatz von Giftstoffen/Medikamenten führt zu Gesundheitsschäden, während Monokulturen, Bodenerosion und Treibhausgasausstoß unsere Lebensgrundlagen zerstören. Dies trifft vor allem Arme, denn sie können sich keine teuren Bio-Produkte leisten und sind von Umweltzerstörung besonders betroffen. Der Staat ermöglicht dies durch den Schutz des Eigentums der Unternehmen und der Reichen.
Es ist keine utopische Zukunftsversion unsere Lebensmittelversorgung immer mehr unabhängig von Staat&Kapitalismus zu machen und lokal, selbstorganisiert und nachhaltig Nahrung anzubauen/zu produzieren – es ist eine Frage unseres Überlebens. Uns geht es dabei nicht, um den Panik geleitenden Ausstieg Einzelner, sondern den gemeinschaftlichen Übergang in ein anderes und besseres Leben. Beim Kurs wollen wir uns praktische Fähigkeiten im Anbau von Nahrung und auch die organisatorischen Fähigkeiten für die Nahrungsverteilung aneignen. Konkrete Vorschläge sind Gemeinschaftsgärten zu kontaktieren und den eigenen Anbau von Lebensmitteln zu erproben. Weitere Ideen sind Planspiele zu machen wie z.B. ein Stadtteil selbst versorgt werden kann und wir langfristig die Kontrolle über Nahrungsmittelproduktion- und Versorgung wiedererlangen.
Oder auch etwas völlig Anderes! Eine konkretes Projekt, das wir angefragt haben sich vorzustellen ist die Anarchistischen Lebensmittelhilfe aus Bochum/ Dortmund (alhbo.blackblogs.org). Dabei wollen wir im gesamten Kurse immer Praxis&Theorie eng verbinden, um langfristig, handelnde Strukturen zu schaffen.
Corona- und Repressionsschutz
Der Kurs findet ausschließlich Draußen (mit Abstand und Maske statt). Aufgrund der staatlichen Repression im Rahmen der Pandemie werden wir den Ort und die genaue Uhrzeit des Kurses nur per Mail mitteilen. Wenn ihr am Kurs teilnehmen wollt, schreibt bitte eine Mail an: radikale-bildung@riseup.net.
Termin: Ab 07.06.2021 – Montags (Genaue Uhrzeit per Mail)
Ort: Zentrum von Bochum (Genauer Ort per Mail)
Anmeldung&Nachfragen: radikale-bildung(at)riseup.net
August/September: Wie machen wir das mit der Revolution? – Vorstellungen, Strategien, Pläne
Sich die Handlungsunfähigkeit eingestehen
An vielen Orten in der Welt brodelt es und anti-autoritäre Bewegungen werden immer stärker, so stark, dass mehr und mehr Menschen ernsthaft über Revolution nachdenken.
Aber nicht erst die anhaltende Corona-Krise zeigt, dass antiautoritäre Linke und Anarchist*innen in Deutschland weitestgehend handlungsunfähig sind. Auch die starke und und populäre Klimagerechtigkeitsbewegung hat Probleme, eine Transformations- oder Revolutionsstrategie jenseits von immer gleichen Forderungen (von denen seit Jahrzehnten nicht mal das Minimum erfüllt wird) und symbolischen Aktionen zu finden. Viele in anti-autoritären Bewegungen sind vereinzelt und sehen wegen der Starrheit der Gesellschaft und Angst vor Repressionen wenige Möglichkeiten, wirklich etwas zu verändern. Doch im Angesicht der sich verschärfenden gesellschaftlichen Krisen muss klar sein: Wir brauchen eigene, kollektive Antworten, wie wir aus der Scheiße herauskommen, die Menschen von Staat, Kapitalismus, Rassismus/Kolonialismus und Patriarchat (und anderen Herrschaftsstrukturen) eingebrockt wird. Wir müssen wissen, wie eine revolutionäre Entwicklung aussehen kann und mit ihr jetzt beginnen.
Ernsthaft auf Revolution zielen
Daher wollen wir erarbeiten, wie heute eine revolutionäre Selbstorganisation aussehen kann. Was für neue Projekte brauchen wir? Wie kommen wir dann über die Vereinzelung kleiner Projekte hinaus, hin zum Aufbau von Parallelgesellschaften¹ im größeren Maßstab? Wie können wir im Angesicht der sich verschärfenden Lage handlungsfähig werden, statt ohnmächtig zu bleiben und stets höchstens reagieren zu können? Natürlich haben wir keine fertigen Antworten, sondern wollen gemeinsam mit euch nach revolutionären Wegen suchen. Der Bildungskurs wird mindestens zwei Mal stattfinden: Einmal spezifisch für Menschen aus Bochum und Umgebung, und einmal allgemein für alle Interessierten. Eventuell bieten wir ihn dann auch nochmal für Dortmund und Umgebung an.
Konkret werden
Um nicht in einer abstrakten, utopischen Diskussion hängen zu bleiben, ist unser Vorschlag anhand von einer fiktiven Stadt und der umliegenden ländlichen Region zu überlegen, was Elemente eines herrschaftsfreien Lebens sind und wie wir jetzt anfangen können diese aufzubauen und zu verbinden und was danach die nächsten Schritte sind. Für lokale den Kurs wollen wir das konkret auf die jeweiligen Städte (Bochum und eventuell Dortmund) beziehen. Weil die Bildungskurse ein Konzept sind, wo alle Teilnehmer*innen über die Inhalte und Struktur entscheiden, wird es auch nochmal jeweils ein Online-Vorbreitungstreffen geben (anonymer verschlüsselter Audio-Chat), wo wir Änderungen am Ablauf vornehmen können. Wenn ihr schon Interesse am Kurs habt, schreibt uns gerne eine Mail, dann schicken wir euch rechtzeitig nähere Infos und gegebenenfalls Materialien zu.
Coronasschutz, Unterkunft und Verpflegung
Die Kurse finden statt, sobald es die Pandemiesituaion zulässt; wir hoffen auf Ende August/September. Wir peilen jeweils eine Länge von zweieinhalb Tagen an. Die Teilnehmer*innenzahl wird auf 15 Personen einschließlich der Organisator*innen beschränkt sein. Am besten wäre wenn alle Menschen, die an den Kursen teilnehmen wollen bis dahin geimpft sind. Sollten Menschen teilnehmen wollen, die (noch) nicht geimpft sind, werden wir uns darum kümmern, dass Menschen an den jeweiligen Tagen gegen Spende² eine Corona-Schnelltest machen können. Ob wir (solange wir drinnen sind) Maske tragen, wird sich an der Lage dann orientieren. Weitere Informationen bezüglich des Gesundheitsschutzes wird es einige Wochen vor den Kursen geben.
Für Menschen von außerhalb werden wir eine dezentrale Schlaf-Unterbringung organisieren. Falls ihr Schlafplätze braucht schreibt uns das bitte. Es wird wie immer auch veganes Essen gegen Spende geben¹.
1. Exerzitium: Wie würde ein anarchistisches Programm aussehen? (Crimethinc)
2. 16 things you can do to be ungovernable – ps. fuck Biden
Termin: Zweimalig Ende August/September 2021
Vorbereitungstreffen: Einige Wochen vorher (Online)
Ort: Dortmund (Allgemein) und Bochum (Lokal für Bochum)
Anmeldung: radikale-bildung(at)riseup.net
Wir möchten den sonst negativ besetzen Begriff der Parallelgeselschaft aufgreifen und positiv benutzten, weil er für uns in vielerlei Hinsicht passende beschreibt was wir wollen: Netzwerke und Strukturen die eigene Gemeinschaften in allen Lebensbereichen bilden und sich nicht als Teil der bestehenden Gesellschaftsordnung sehen. Parallelgesellschaften, sollen für uns kein reiner Ausstieg aus der jetzigen Gesellschaft sein, sondern Keimzelle von neuen Gesellschaften, die die jetzige komplett ersetzen/zerstören.
²Spende heißt, wenn ihr kein Geld geben könnt, müsst ihr auch nichts geben.